Amyloidose (Genotypisierung)

Amyloidosen umfassen verschiedenste Krankheiten, die eine Gemeinsamkeit haben: Im Gewebe lagern sich falsch gefaltete, krankmachende Proteine als sogenannte Amyloide ab. Die Proteine stören die Funktion der Organe nach und nach. Oft bilden sich die Proteinablagerungen am Herz, den Nieren, in der Leber, im Magen-Darm-Trakt oder Nervensystem.

Etwas über 30 Proteine sind bis heute bekannt, die solche Amyloide bilden können. Die Zuordnung zu einer Gruppe hängt davon ab, welches Protein für die Amyloidbildung verantwortlich ist. Häufige Formen sind die AL-Amyloidose und ATTR-Amyloidose (davon gibt es eine vererbte und altersbedingt erworbene Form), seltener ist die AA-Amyloidose.

Manche Amyloidosen lassen sich auf einen Fehler in den Genen zurückführen. Eltern können die Erkrankung dann an ihre Kinder vererben. Ein Beispiel ist die familiäre ATTR-Amyloidose. Bei der Mehrzahl der Amyloidosen spielen jedoch erbliche Faktoren keine Rolle. So liegt die Ursache der AL-Amyloidose oft in einer Knochenmarks- oder Lymphdrüsenerkrankung. Auslöser der AA-Amyloidose sind dagegen länger bestehende entzündliche Erkrankungen, etwa die rheumatoide Arthritis oder die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.

Amyloidose – Häufigkeit und Alter

Die Häufigkeit der verschiedenen Amyloidose-Typen lässt sich nicht genau beziffern. Einige Zahlen, die allerdings nur Schätzungen sind:

  • Für die AL-Amyloidose zeigen Daten aus Nordamerika, dass 5 bis 13 von einer Million Einwohnern und Einwohnerinnen pro Jahr neu daran erkranken. Die Häufigkeit nimmt mit steigendem Lebensalter zu. Männer scheinen öfters von einer AL-Amyloidose betroffen zu sein als Frauen. Die AL-Amyloidose gilt als eine der häufigsten Amyloidose-Formen.
  • Die vererbte (hereditäre) ATTR-Ayloidose (ATTRv-Amyloidose) betrifft weltweit nur ungefähr 5‘000 bis 10‘000 Menschen. Daher fällt sie in die Rubrik der seltenen Erkrankungen (orphan diseases).
  • Die altersbedingte Wildtyp-Transthyretin-Amyloidose (ATTRwt-Amyloidose) diagnostizieren wir immer häufiger. Rund 25 Prozent der über 80-jährigen und zirka 13 Prozent der über 60-jährigen Patienten und Patientinnen mit Herzschwäche (mit erhaltener linksventrikulärer Auswurffraktion) sind vermutlich von der Erkrankung betroffen. Wir gehen deshalb davon aus, dass die Häufigkeit bislang unterschätzt wurde.

ATTR-Amyloidosen

Seltener sind bei Amyloidosen die Gene mit im Spiel. In verschiedenen Regionen der Welt, etwa Japan, Schweden und Portugal, kommen vererbte Amyloidosen gehäuft vor, nicht aber in der Schweiz.

Bei der familiären Transthyretin-Amyloidose (familiäre oder vererbte ATTR-Amyloidose = ATTRv-Amyloidose) liegt die Ursache in einem Gendefekt, der das sogenannte Transthyretin-Gen betrifft.  Durch diese Mutation bildet vor allem die Leber ein fehlerhaftes Transporteiweiss namens Transthyretin. Es ist für den Transport der Schilddrüsenhormone Thyroxin und Retinol zuständig. Die Eiweisse lagern sich besonders an den Nerven, am Herz, Darm und in den Augen ab.

Inzwischen sind mehr als 100 Veränderungen des Transthyretin-Gens bekannt. Der Erbgang ist autosomal-dominant. Das bedeutet: Die Nachkommen von Betroffenen haben eine Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent, das defekte Gen zu erben. Die bekanntesten Erscheinungsformen der ATTR-Amyloidose sind:

  • Familiäre Amyloid Neuropathie (FAP): Die häufigste Genveränderung ist die Val50Met Mutation im Transthyretin-Gen (TTR-Gen). In Portugal und Japan tritt die FAP am häufigsten zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr auf, in Schweden bei den 50- bis 60-Jährigen. Typisch bei der FAP sind Schäden an den Nerven (Neuropathie) und am Herz. Aber auch der Magen-Darm-Trakt und die Augen können betroffen sein. Die Nieren sind nur bei ungefähr zehn Prozent der Patienten und Patientinnen befallen, die Leber nie.
  • Familiäre Amyloid Kardiopathie (FAC): Die häufigste Mutation des TTR-Gens sind Leu111Met und Val122Ile. Das krankhafte Eiweiss Transthyretin lagert sich bei der FAC nahezu ausschliesslich im Herzen ab. Die ersten Symptome entstehen in der Regel ab dem 60. Lebensjahr. Manchmal geht der Herzerkrankung ein Karpaltunnelsyndrom voraus. Dabei ist der Mittelhandnerv im Handgelenkstunnel (Karpaltunnel) eingeklemmt.

Die ATTR-Amyloidose kann auch durch eine spontane Veränderung des Transthyretin-Gens auftreten (erworbene oder Wildtyp-ATTR-Amyloidose = ATTRwt-Amyloidose). In diesem Fall spielt die Vererbung keine Rolle. Früher nannten Fachleute die Erkrankung „Senile systemische Amyloidose“, weil sie altersbedingt ist. Im Gegensatz zur familiären ATTR-Amyloidose liegt hier keine Mutation zugrunde, sondern das normale Transthyretin faltet sich falsch. Die Amyloidose-Ablagerungen betreffen hauptsächlich den Herzmuskel. Die ersten Symptome setzen erst ab einem Alter von 70 Jahren und aufwärts ein. Die meisten verspüren Symptome einer Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz). Aus Autopsien schliessen Ärztinnen und Ärzte, dass die Diagnose der ATTRwt-Amyloidose oft nicht zu Lebzeiten gestellt wird.  Die Zahl der Betroffenen könnte also höher liegen als bisher angenommen.

Synonyme

Transthyretin-assoziiert (ATTR): TTR

APOA1, APOA2, APOC2, FGA, GSN, LYZ, TTR

OMIM #105210

Zusatzinformation

Zyto- oder molekulargenetische Untersuchungen dürfen nur durchgeführt werden, wenn die betroffene Person ausreichend über die medizinische Konsequenz informiert wurde und der Untersuchung zugestimmt hat. Eine ausgefüllte Einverständnis-Erklärung für genetische Untersuchungen ist grundsätzlich erforderlich. Bitte lesen Sie dazu auch unseren Punkt zu zyto- und molekulargenetischen Untersuchungen (siehe Downloads).

Methode

Hochdurchsatzsequenzierung (NGS) der folgenden Gene:

  • Transthyretin-assoziiert (ATTR): TTR
  • Gesamtpanel: APOA1, APOA2, APOC2, FGA, GSN, LYZ, TTR
  • Abrechnung gleich für beide Analysen

ggf. zusätzliche Deletions- und Duplikationsanalysen (MLPA)

Partnerlabor

Genetica

Informationen

Mindestmenge (Volumen)

3 - 10 mL

Material

EDTA-Vollblut

Stabilität
18 - 25 °C 7 d
2 - 8 °C 1 m
-20 °C 6 m
Taxpunkte (TP)

2610 + 4*315 + 54.9 + 2*193.5 = 4311.9

Position

6299.60 / 6299.55 / 6001.03 / 6013.58

AB/LIS-Code

nmd_amyl